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Deutscher Dachschiefer ist IUGS Heritage Stone

Schieferdach Katzenberg, rekonstruierte spätrömische Befestigung.
Rekonstruiertes Schieferdach der spätrömischen Befestigung auf dem Katzenberg.   © H. Wolfgang Wagner

Im Jahr 2024 wurde der Deutsche Dachschiefer in die Stone-Heritage-Liste der International Union of Geological Sciences (IUGS) aufgenommen. Die internationale Organisation würdigt damit die herausragende kulturelle und regionalgeschichtliche Bedeutung der Dachschiefergewinnung. Ziel der Nominierung ist es, das Erbe der lokalen Dachschiefernutzung zu bewahren. Die Aufnahme ist eine besondere Ehre für die Schieferregionen, mit der auch Sachsen aufgrund seiner früher bedeutsamen Dachschiefervorkommen gewürdigt wird.

Es sind die dunklen Steindächer, welche in sächsischen Orten des Schieferabbaus wie Lößnitz oder Plauen einen charakteristischen Charme verbreiten. Um die Verarbeitung des Dachschiefers entwickelten sich traditionsreiche Gewerke. Sie entfalteten sich rund um den bergmännischen Abbau, die versierte Bearbeitung durch Steinmetze und nicht zuletzt um die kunstvolle Aufbringung auf die Dächer des Landes. Schiefergedeckte Dächer sind besonders robust, wetterfest und langlebig.

Kunstvoller Schlussstein einer Schieferfassade (über 100 Jahre alt).
Kunstvoller Schlussstein einer Schieferfassade (über 100 Jahre alt).   © H. Wolfgang Wagner
Karte der Dachschiefer Sachsens: Vorkommen, Abbau, Nutzung
Karte der Dachschiefer Sachsens: Vorkommen, Abbau, Nutzung.  © LfULG

Ursprung der Sächsischen Schiefer           

Dachschiefer sind Gesteine, die sich in dünne Platten spalten lassen und dem Wetter gegenüber resistent sind. Die wichtigsten Abbaue für sächsische Dachschiefer befanden sich am Nordrand des Erzgebirges und im Vogtland. Dort lagerte sich am Grund des sogenannten Rheischen Ozeans zur Zeit des Silurs und Ordoviziums feinkörniges Material ab. Über Millionen Jahre bildeten sich dicke Sedimentschichten. Mit der zunehmenden Versenkung des Materials durch Auflagerungen neuer Schichten erhöhten sich Druck und Temperatur. Dadurch verfestigte sich das Lockermaterial zu Ton- und Schluffsteinen. Diese Umwandlung, auch als Metamorphose bezeichnet, geschah mit der Schließung des oben genannten Ozeans vor etwa 330 Millionen Jahren, am Ende des frühen Karbons, als tektonische Kräfte das Sedimentgestein überprägten und zur Entstehung des Variszischen Gebirges führten.

Genau das Richtige von allem

Eine nur mäßige Schieferung ist von Vorteil, da die Dachschiefer entlang ebendieser Flächen in dünne Platten spaltbar sind. Im Gegensatz dazu stehen stark metamorphosierte Glimmerschiefer und Gneise, die sich im Kernbereich des ehemaligen Variszischen Gebirges (z.B. im heutigen Erzgebirge) herausbildeten. Die dort höheren Druck- und Temperaturbeanspruchungen führten zu stärkeren Umformungen und insbesondere Mineralneubildungen. Dadurch ging die ursprünglich dünnplattige, ebenmäßige Spaltbarkeit verloren, sodass eine Nutzung als Dachschiefer nicht mehr möglich ist. Ist der Grad der Metamorphose hingegen zu gering, ist die Festigkeit und damit Verwitterungsbeständigkeit der Schiefer nicht hoch genug für einen Dachbelag.

Abbauorte in Sachsen

Traditionell kommen sächsische Dachschiefer bereits seit dem Mittelalter zum Einsatz und wurden unter anderem im Raum Lößnitz-Affalter sowie im Vogtland gewonnen. Über ganz Sachsen verteilt gibt es weiterhin kleine Vorkommen von teilweise minderer Schiefer-Qualität, die lokal jedoch eine gewisse Bedeutung erlangten.

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(© H. Wolfgang Wagner)

Deutscher Dachschiefer wird überwiegend untertage abgebaut. Blick in eine Abbaukammer der Grube Altlay.

Dachschiefer Grube Altlay
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(© Uwe Lehmann, LfULG)

Der aufgelassene Dachschiefer-Steinbruch Dreihansen bei Lößnitz im Erzgebirge.

Dachschiefer-Steinbruch Dreihansen bei Lößnitz.

Der Dachschiefer in Sachsen und Deutschland

Der Bau eines umfangreichen Eisenbahn-Netzes führte schnell zum Bedeutungsverlust der sächsischen Dachschiefer. Billigimporte, vor allem aus Thüringen verdrängten die einheimischen Produzenten. In anderen Bundesländern gibt es momentan noch kleine aktive Abbaue in Rheinland-Pfalz, Nordrhein-Westfalen und Bayern. Im Jahr 2019 stellte Rathscheck Schiefer in der letzten großen deutschen Schiefergrube in Mayen in der Eifel die Produktion ein. Trotzdem hat sich das Unternehmen zu einem der weltweit führenden Anbieter von Schiefer in Premiumqualität entwickelt. Die Hauptbezugsquelle für den Rohstoff Dachschiefer befindet sich heute in Spanien, wobei man die besten Schiefervorkommen der Welt im Blick hat.

Quellenverzeichnis

International Union of Geological Sciences (IUGS). (2024). Designated heritage stones. Abgerufen am 20. August 2024, von https://iugs-geoheritage.org/designations-stones/

Lehmann, U. (2019). Überblick über die Geologie und Nutzung von Schiefer in Sachsen. In Unternehmerverband Mineralische Baustoffe (UVMB) e. V. (Hrsg.), Gestein des Jahres 2019 Schiefer (S. 16-20). Berlin: UVMB. https://www.uvmb.de/de/service/mediathek.html

Wagner, W. (2024, 16. August). Deutscher Dachschiefer zählt jetzt zum Naturstein-Welterbe. GeoResources. https://www.georesources.net/cms.php/de/tag_v2/Schiefer/1/2113

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