Diamantführender Granat-Glimmer-Gneis an der Saidenbachtalsperre
Ort: östliches Nordufer der Saidenbachtalsperre bei Forchheim
Sehenswürdigkeit: Ultrahochdruck-Gesteine - Granat-Glimmer-Gneis
Status: interessanter Aufschluss ohne Geotopschutz
Anreise mit PKW: A4 Abfahrt Siebenlehn, B101 bis Forchheim, Parkplatz am Imbiss oder am Schloss, von dort zu Fuß nach Norden "Am Mühlberg" und dann dem Uferweg an der Saidenbachtalsperre ca. 1,5 Kilometer nach Westen folgen
Anreise mit öffentlichen Verkehrsmitteln: Regiobus 400 von zwischen Annaberg-Buchholz und Dresden bis Forchheim "Am Schloss"
Am östlichen Nordufer der Seidenbachtalsperre bei Forchheim findet man die spektakulärsten Gesteine des Erzgebirges: Diamantführende Granat-Kyanit-Glimmer-Gneise, die als Saidenbachite bekannt sind.
Bei den Diamanten handelt ist sich im ca. 10 Mikrometer kleine Einschlüsse in Granatkristallen, die nur unter einem Mikroskop erkennbar sind. Warum sind die Diamanten für Geologen trotzdem eine Sensation? Als Hochdruckmineral des Kohlenstoffs entsteht Diamant erst in Tiefen von mindestens 140 Kilometern. Das bedeutet, die metamorphen Gesteine des Erzgebirges müssen bis in solch große Tiefen versenkt gewesen sein. Als möglicher Prozess für eine solch tiefe Versenkung von Gesteinen kommt nur Subduktion in Frage. Allerdings glaubte man lange, dass Quarz-Feldspat-reiche Gesteine wie der Gneis eine zu geringe Dichte haben, um überhaupt subduziert zu werden. Wie die Saidenbachite jedoch belegen, ist dies unter bestimmten Umständen möglich: Dazu muss die kontinentale Kruste weniger mächtig als 20 Kilometer sein und von einem dicken, schweren lithosphärischen Mantel unterlagert werden, der aufgrund seiner hohen Dichte subduzierbar ist. Wenn diese Kruste-Mantel-Gesteinseinheit tief genug subduziert wird, heizt sich das Gestein so weit auf, dass es weich wird und duktil reagiert. Dann kann sich der Gneis von seiner Unterlage lösen und steigt aufgrund seiner geringen Dichte schnell zur Erdoberfläche auf, wie eine Luftmatratze, die man unter Wasser gezogen hat und wieder loslässt. Somit sind diese spektakulären Gesteine uns heute an der Erdoberfläche zugänglich.
Auch die anderen Bestandteile des Gesteins sind interessant: Die Granate sind in dem hellen kompakten Gestein als dunkelrote 1-2 mm große Einsprenglinge erkennbar. Granat ist ein metamorphes Mineral, welches sich gut zur Abschätzung der Druck-Temperatur-Bedingungen der Gesteinsmetamorphose eignet. Dazu bestimmt man die geochemische Beschaffenheit der Minerale und macht man sich die Temperatur- und Druckabhängigkeit ihrer chemischen Zusammensetzung zu nutze. Kyanit ist ein bläulich glänzendes Hochdruckmineral, welches gelegentlich im Gestein gesprosst ist. Auch die hellen Glimmer sind Minerale, die sich nur unter Hochdruck in Subduktionszonen bilden.
Typisch für die Gesteine ist ein paralleler Lagenbau, die Foliation, die sich bei der metamorphen Überprägung der Gesteine bildet. Auch im Umfeld der Talsperre kann man, z.B. als Lesesteine auf Feldern, die typischen foliierten granathaltigen Gneise finden.