Die Akte Nr. A1 der Geologischen Landesuntersuchung
Die älteste Akte A1 enthält die Gründungsdokumente des geologischen Dienstes. Sie wird im Geoarchiv verwahrt.
Die Anfänge der sächsischen Landesgeologie lassen sich in den Unterlagen der Akte A1 verfolgen. Auf Initiative der Professoren Carl Friedrich Naumann (Leipzig), Bernhard von Cotta (Freiberg) und Hanns Bruno Geinitz (Dresden) fasste die sächsische Landesregierung mit Zustimmung beider Ständekammern den Beschluss, eine neue geologische Landesaufnahme durchzuführen. Sie beauftragte damit am 6. April 1872 den Leipziger Professor Hermann Credner. Die Archivierung der entsprechenden Unterlagen war für die damals schon sehr genau arbeitenden Geologen eine Selbstverständlichkeit. So liegen im Geoarchiv des LfULG nahezu lückenlose Unterlagen der Planung und der Dokumentation der ersten Kartierungsarbeiten. Nicht minder wichtig war der Aufbau einer Schau- und Studiensammlung von Gesteinen.
Hermann Credner (1841-1913) war einer der bedeutendsten deutschen Geologen des 19. Jahrhunderts und trug wesentlich zur Entwicklung der modernen Geowissenschaften bei. Credner wurde 1870 Professor an der Universität Leipzig und 1872 Direktor der Geologischen Landesuntersuchung in Sachsen. In dieser Zeit begann im 1871 gegründeten Deutschen Reich eine stürmische Phase der Industrialisierung, die die Erschließung neuer Rohstoff- und Energiequellen sowie den Ausbau der Verkehrswege erforderte. Dies betraf in besonderem Maße das hochentwickelte Sachsen als eines der wichtigsten deutschen Industriezentren. Sowohl die Gewinnung der Rohstoffe im Tage- und Untertagebau als auch der Bau von Eisenbahnlinien, Straßen und Brücken erforderten exakte geologische Daten, die nur durch eine spezielle Landesaufnahme gewonnen werden konnten.
Credner (1895: 207) nannte als Aufgabe der Landesvermessung »… die möglichst genaue Erforschung des geologischen Baues, des Mineralreichthums und der Bodenverhältnisse des Königreiches sowie die Nutzbarmachung der gewonnenen Resultate für die Wissenschaft, die Land- und Forstwirtschaft, für Bergbau und Verkehr sowie die übrigen Zweige technischer Betriebsamkeit«. Sachsen war seinerzeit das erste Land der Welt, das sich zu der sehr innovativen Maßnahme einer flächendeckenden geologischen Detailkartierung entschloss. Nach jahrelanger intensiver Arbeit Credners und seiner Mitarbeiter war 1895 die geologische Spezialkartierung des Königreichs Sachsen im Maßstab 1 : 25.000 auf 126 Kartenblättern abgeschlossen. Dies erscheint umso bemerkenswerter, als die Arbeiten unter vergleichsweise äußerst sparsamem Einsatz der ihm vom Finanzministerium anvertrauten Mittel durchgeführt wurden – was nicht immer den Beifall seiner Mitarbeiter fand.
Begleitet wurde die Kartierung durch die Einrichtung von Archiven für die bei der Kartierung gesammelten Belegstücke sowie für die nicht publizierten Arbeitsmaterialien und der möglichst vollständigen Sammlung der Sachsen betreffenden geologischen Literatur.
- Duteloff, T. & Kleeberg K. 2022: 150 Jahre Geologisches Archiv im ständigen Wandel. Geoprofil 16, p 52-65, https://publikationen.sachsen.de/bdb/artikel/39177
- Jacobs, F., Börngen, M., Bach, F., & Lange, J-M. 2013: Carl Hermann Credner (1841–1913) – Leben und Wirken. Z. Dt. Ges. Geowiss. (German J. Geosci.), 164 (2), p. 189–209, DOI: 10.1127/1860-1804/2013/0018
- Lapp, M. & Walter, H. 2022: 150 Jahre sächsische Landesgeologie. Geoprofil 16, p 6-22, https://publikationen.sachsen.de/bdb/artikel/39177