Erdbebengefährdung
Erdbeben in Deutschland
In Deutschland treten seismische Ereignisse entlang junger Störungszonen besonders in der Region des nördlichen Alpenrandes, des Oberrheintalgrabens, des mittleren Rheintals, der Niederrheinischen Bucht und dem Kreuzungsbereich der Fränkischen Linie mit dem Egertalgraben in Mitteldeutschland auf. Weiterhin sind die Schwäbische Alb und das Vogtland für seine seismische Aktivität bekannt.
Die Erdbebengefährdung wird durch die mathematisch ermittelte Wahrscheinlichkeit des Wiederauftretens eines Erdbebens einer bestimmten Stärke beschrieben. Dabei werden natürliche seismische Ereignisse berücksichtigt. Durch Bergbau induzierte seismische Ereignisse, wie sie besonders in den Regionen mit Kalibergbau und Steinkohlenbergbau auftreten können, werden nicht betrachtet.
Die seismisch besonders gefährdeten Regionen in Deutschland werden in der DIN 4149 in vier Erdbebenzonen (0 = keine Gefährdung bis 3 = starke Gefährdung) unterteilt. Die Grenzen zwischen den Erdbebenzonen 0 – 1 – 2 – 3 entsprechen Isolinien mit einer Wiederkehrperiode von 475 Jahren für die Intensitäten 6,0 – 6,5 – 7,0 – 7,5 der EMS (Europäische Makroseismische Skala). Die Wiederkehrperiode von 475 Jahren entspricht einer Überschreitungswahrscheinlichkeit von 10 % in 50 Jahren.
Den Erdbebenzonen sind Bemessungswerte der Bodenbeschleunigung zugeordnet, die für die jeweilige Referenzintensität der Zone als Effektivbeschleunigung auf felsigem Untergrund ermittelt worden sind.
- Zone 1: ag = 0,4 m/s²
- Zone 2: ag = 0,6 m/s²
- Zone 3: ag = 0,8 m/s²
Für die praktische Anwendung wurden die einzelnen Orte und Gemeinden den jeweiligen Erdbebenzonen bundesweit einheitlich durch den Landeserdbebendienst Baden-Württemberg einer Zone zugeordnet. Die Veröffentlichung dieser Zuordnungen erfolgt für die einzelnen Bundesländer für ihr Hoheitsgebiet in den entsprechenden Amtsblättern (für Sachsen im Sächsischen Amtsblatt Sonderdruck 3/2012 vom 30.04.2012).
Die seismischen Untersuchungen in Deutschland erfolgen sowohl über die lokalen Netze einzelner Erdbebendienste der Länder als auch über die Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR) in Hannover und das Geoforschungszentrum (GFZ) in Potsdam.
zum Geodatendienst für Erdbeben in Deutschland
Bauten in deutschen Erdbebengebieten (DIN 4149)
In den letzten 25 Jahren haben sich die Konzepte für das erdbebengerechte Bauen grundlegend verändert. Zusätzlich ist es durch die internationale Zusammenarbeit im Rahmen der EU notwendig geworden, grenzüberschreitende gemeinsame Richtlinien zu schaffen.
Die DIN 4149:2005-04, die derzeit in Sachsen rechtswirksam ist, basiert auf der Grundlage des Eurocode 8: Auslegung von Bauwerken gegen Erdbeben - Teil 1: Grundlagen, Erdbebeneinwirkungen und Regeln für Hochbauten.
In der früher verwendeten »deterministischen« Erdbebenkarte wurden Regionen abgegrenzt, in denen Erdbeben in der Vergangenheit häufig aufgetreten sind und von denen man ausgeht, dass diese Regionen auch in Zukunft seismisch aktiv bleiben. Die DIN 4149: 2005-04 ist im Gegensatz dazu eine »probabilistische« Erdbebenkarte. Sie gibt die mathematisch ermittelte Wahrscheinlichkeit des Wiederauftretens eines Erdbebens in einem bestimmten Gebiet an.
Weiterhin wurde zur Einschätzung des Untergrundes für alle Gebiete der ausgehaltenen Erdbebenzonen eine Karte der geologischen Untergrundklassen erarbeitet, die eine Unterteilung des Untergrundes in die Klassen R (Fels, Festgestein), T (flache Sedimentbecken und Übergangszonen) und S (tiefe Sedimentbecken) vornimmt. Diese Untergrundklassen werden kombiniert mit den Baugrundklassen und fließen als Parameter in die elastischen Antwortspektren mit ein.