Pillnitz-Störung im Vogelgrund
Ort: Vogelgrund; Meixstraße Pillnitz am südlichen Wegrand
Sehenswürdigkeit: zwei sich kreuzende Störungssysteme
Status: interessanter Aufschluss ohne Geotopschutz
Anreise mit PKW: A17 Abfahrt Pirna, S177 zur äußeren Pillnitzer Straße, nach Westen über Kastanienalle und Lohmener Straße zum Rathaus Pillnitz
Anreise mit öffentlichen Verkehrsmitteln: Bus 63 bis Rathaus Pillnitz
von da zu Fuß der Meixstraße nach Norden folgen, hinter der Feuerwache rechts ins Seitental abbiegen
Die Pillnitz-Störung bildet die Grenze der Kreidesedimente, welche im Elbtal von Pillnitz anstehen, zum Lausitzer Granodiorit, welcher die Weinberge am Talhang aufbaut. Aufgrund des Kontaktes dieser beiden Gesteine entlang der Störung wurde sie früher als Zweig der Lausitzer Überschiebung kartiert, welche ebenfalls diese beiden Gesteine gegeneinander versetzt.
Neuere Untersuchungsergebnisse erbrachten jedoch, dass die Pillnitz-Störung eine eigenständige Störung ist:
- Die Lausitzer Überschiebung hat die Kinematik einer Aufschiebung, die Pillnitz-Störung ist eine Abschiebung.
- Die Lausitzer Überschiebung war im Mesozoikum vor ca. 100 Millionen Jahren aktiv. Die Pillnitz-Störung ist deutlich jünger und war im Känozoikum aktiv, wahrscheinlich erst in den vergangenen 2 Millionen Jahren.
- Die Bildungstemperatur der Lausitzer Überschiebung lag bei mindestens 300 °C (Quarz wurde mobilisiert und reagierte duktil). Die Pillnitz-Störung bildete sich bei kalten Temperaturen und weist auf den Störungsflächen nur Striemungen (Kratzer) auf.
Die Lausitzer Überschiebung verläuft 4 Kilometer weiter nordöstlich der Pillnitz-Störung. Sie ist mit der Pillnitz-Störung durch die Südwest-streichende Borsdorf-Boxberg-Störung verbunden. Beide Störungssysteme haben Nebenstörungen gebildet. Solche sind im Vogelgrund bei Pillnitz aufgeschlossen.
Im Aufschluss Vogelgrund kreuzen sich zwei Störungssysteme:
Störungssystem 1 liegt parallel zur Pillnitz-Störung und ist im Aufschluss überwiegend im Querschnitt zu sehen. Es handelt sich um eine engständige Schar von Bruchflächen. Diese streichen Nordwest-wärts und haben die Kinematik von Abschiebungen mit einer sinistralen Komponente. Das heißt, der Störungsversatz war schräg.
Das zweite Störungssystem streicht Nordost-wärts und liegt parallel zur Borsdorf-Boxberg-Störung. Es ist im Aufschluss durch eine große Störungsfläche vertreten, auf welcher die Striemung, also Kratzer welche durch die tektonische Bewegung verursacht wurden, gut sichtbar sind. Diese belegen, dass es sich ebenfalls um eine schräge Abschiebung handelt, allerdings mit einer dextralen Bewegungskomponente.