Der geologische Aufbau Sachsens

Die wichtigsten Gesteine Sachsens, ihre Gliederung in Stockwerke und regionale Einheiten

Landschaft in Ostsachsen, Blick vom Zittauer Gebirge zu erloschenen Vulkanen und Braunkohletagebauen.
Blick vom Berg Hochwald über die Ortschaft Oybin im Zittauer Gebirge nach Norden.   © LfULG

Der Untergrund Sachsen besteht aus Gesteinen, welche sich während einer halben Milliarde Jahre Erdgeschichte gebildet haben. Er umfasst verschiedene magmatische und metamorphe Gesteine, feste Sedimentgesteine sowie Lockersedimente. Die Verbreitung der wichtigsten Gesteine ist in der folgenden Karte dargestellt.

vereinfachte geologische Karte mit wichtigen Gesteinen Sachsens
Verbreitung wichtiger Gesteine in Sachsen.   © LfULG

Da sich unterschiedliche Gesteine zu unterschiedlichen Zeiten der Erdgeschichte an verschiedenen Stellen bildeten, lagern diese sowohl nebeneinander als auch übereinander. Um die Vielfalt unserer Gesteine klassifizieren zu können, haben Geologen den Untergrund in vertikaler Richtung in Stockwerke und in horizontaler Richtung in regionale Einheiten unterteilt.

Der Stockwerkbau

Geologischer Profilschnitt mit dem Stockwerkbau Sachsens
Der Stockwerkbau in Sachsen entlang eines Südwest-Nordost verlaufenden Profilschnitts.  © LfULG

Der geologische Untergrund wird vertikal in Stockwerke gegliedert, die aus Gesteinen unterschiedlichen Bildungsalters und verschiedener Beschaffenheit sowie tektonischen Baustils bestehen. Diese Untergliederung erlaubt eine einfache Unterteilung der in Sachsen vorkommenden Gesteine. Die Grenzen zwischen den Stockwerken werden von Diskordanzen, also unregelmäßigen oder winkeligen Lagerungsverhältnissen, gebildet.

Das Grundgebirge umfasst Gesteinseinheiten, die durch intensive Deformation, Regionalmetamorphose und magmatische Intrusionen gekennzeichnet sind. Die Gesteine des Grundgebirges in Sachsen umfassen sehr niedriggradig metamorphe deformierte Sedimente, metamorphe Gesteine, welche sich bei verschiedenen Druck-Temperatur-Bedingungen gebildet haben, sowie magmatische Gesteine, die entweder in die Gebirgsbildung mit einbezogen wurden oder im unmittelbaren Anschluss an eine Gebirgsbildung als deren Folge entstanden     .

Im Süden Sachsens steht das Grundgebirge häufig an der Geländeoberfläche an, z. B. im Erzgebirge und in der Lausitz. Hier können die Gesteine des Grundgebirges in Geländeaufschlüssen direkt beprobt und untersucht werden.

Nach Norden hin wird das Grundgebirge von zunehmend mächtigen Einheiten des Übergangsstockwerks und Deckgebirges überlagert. Von diesen darüber liegenden Einheiten wird es durch eine Diskordanz abgegrenzt. Unter den Einheiten des Deckgebirges und Übergangsstockwerks bildet das Grundgebirge die tiefsten erbohrten Bereiche des geologischen Untergrundes.

In einigen Regionen, in denen das Deckgebirge und Übergangsstockwerk sehr hohe Mächtigkeiten erreichen, ist das Grundgebirge nicht mehr erbohrt, jedoch durch geophysikalische Methoden wie Seismik, Magnetik und Gravimetrie nachweisbar. Über die Struktur und Lithologie des in der Tiefe liegenden Grundgebirges ist dort nichts bekannt. In Sachsen ist davon der Untergrund des Niederlausitz-Beckens betroffen. In diesem Bereich geht man davon aus, dass sich die Gesteinseinheiten aus der Nachbarschaft unter den höheren Stockwerken fortsetzen. Über den Untergrund der mächtigen Vulkanite der Wurzen-Caldera erhielt man Informationen nur aus wenigen Bohrungen und Fremdgesteinseinschlüssen in den Vulkaniten. Es liegen zu wenige Daten vor, um die Verteilung der Gesteine des Grundgebirges zu rekonstruieren.

Über das Grundgebirge Sachsens wissen wir, dass es während zweier Gebirgsbildungen entstand: während der cadomischen Gebirgsbildung vor 570-530 Millionen Jahren (Neoproterozoikum-Kambrium) sowie während der variszischen Gebirgsbildung vor 380-320 Millionen Jahren (Devon- Unterkarbon). Die cadomisch geprägten Gesteine wurden während der variszischen Gebirgsbildung teilweise erneut überprägt. Außerdem wurden in die variszischen Prozesse paläozoische post-cadomische Gesteine mit einbezogen.

Die Gesteine des Übergangsstockwerks liegen diskordant, also unregelmäßig, auf dem Grundgebirge. Sie umfassen Ablagerungen gewaltiger vulkanischer Supereruptionen sowie sedimentären Schutt aus dem erodierten variszischen Gebirge. Sie lagerten sich während des Oberkarbons und Unterperms vor ca. 320-260 Millionen Jahren in Beckenstrukturen ab, welche einen großen Flächenanteil Sachsens einnehmen.

Eine Reihe von Supervulkanausbrüchen führten zur Entstehung der großen Calderen von Teplice, Tharandt, Rochlitz und Wurzen. Die Zeugnisse kleinerer Eruptionsereignisse können auch in anderen Becken angetroffen werden. Im Chemnitz-Becken führte z.B. die Zeisigwald-Eruption vor ca. 290 Millionen Jahren zur Konservierung eines urzeitlichen Waldes, des versteinerten Waldes von Chemnitz. Die sedimentären Einheiten der Becken sind durch terrestrische Ablagerungen charakterisiert, in welchen sich Einschaltungen von Seehorizonten finden (z. B. vom Planitz-See im Chemnitz-Becken und vom Börtewitz-See in Nordsachsen).

Zuerst bildeten sich die Gesteine des Übergangsstockwerks in einer Phase des mechanischen und thermischen Ausgleichs des neu gebildeten variszischen Gebirges. Anschließend lassen sie sich mit überregionalen Dehnungsbewegungen der mitteleuropäischen Extensionsprovinz (Kroner und Romer, 2013) in Verbindung bringen, z.B. der Bildung des Zentraleuropäischen Beckens. Die permokarbonen Becken sind häufig mit Strukturen im Grundgebirge assoziiert, welche reaktiviert wurden und Bewegungsbahnen für die Bildung von Sedimentbecken und die Magmenförderung bereitstellten.

Das Deckgebirge umfasst alle Sedimentgesteine, welche sich nach der Einebnung des variszischen Gebirges ab dem Zechstein vor ca. 260 Millionen Jahren bildeten. Diese Sedimente sind sowohl marin als auch terrestrisch und ihre Entwicklung unterlag überregionalen Meeresspiegelschwankungen mit zahlreichen Transgressions- und Regressionszyklen. Die Sedimente kommen besonders in Nordsachsen vor. Erosionsrelikte im Erzgebirge und Lausitzer Bergland zeigen jedoch an, dass auch hier Sedimente des Deckgebirges abgelagert wurden, welche bereits wieder erodiert sind. Sedimente, die bis zum Ende des Mesozoikums vor 65 Millionen Jahren abgelagert wurden, treten überwiegend als Festgesteine auf und sind in mehreren Becken und Senken erhalten geblieben. Sie werden überlagert von känozoischen Sedimenten, die überwiegend als Lockergesteine auftreten und darunterliegende Gesteine aller Stockwerke diskordant überlagern.

Regionale Einheiten Sachsens

Das Gestein an der Erdoberfläche, das sogenannte anstehende Gestein, ändert sich regional. Es entstammt allen drei Stockwerken des geologischen Untergrundes. Das heißt, dort wo Gesteine des Deckgebirges anstehen, überdecken sie die Gesteine des Übergangsstockwerks und des Grundgebirges. Dort wo Gesteine des Übergangsstockwerks anstehen, überlagern sie Gesteine des Grundgebirges. Gesteine des Deckgebirges wurden in diesem Bereich entweder nicht abgelagert oder bereits wieder erodiert. Dort wo Gesteine des Grundgebirges anstehen, wurden Gesteine des Übergangsstockwerks und des Deckgebirges entweder nicht gebildet oder bereits wieder erodiert.

Die Grenzen der regionalen Einheiten der unterschiedlichen Stockwerke stimmen meist nicht überein, so überlagern z. B. die tertiären Lockersedimente verschiedene Grundgebirgseinheiten und Deckgebirgseinheiten teilweise. Um eine bessere Übersichtlichkeit der regionalen Gliederung Sachsens zu ermöglichen, wird diese stockwerkweise vorgenommen. Einige wichtige tektonische Zonen, die tektonischen Großstrukturen, bestehen aus zahlreichen Störungen bestehen und durchschneiden verschiedene regionale Einheiten in unterschiedlichen Stockwerken. Sie werden deshalb separat dargestellt.

Tektonische Großstrukturen

Karte mit tektonischen Großstrukturen Sachsens.
Tektonische Großstrukturen Sachsens. Die blauen Linien sind Störungen, welche innerhalb der tektonischen Großeinheiten liegen bzw. diese kreuzen   © LfULG

Unter einer tektonischen Großstruktur versteht man einen Bereich der Erdkruste, der durch langanhaltende tektonische Aktivität entlang zahlreicher Störungen oder duktiler Scherzonen gekennzeichnet ist. 

Die Leipzig-Regensburg-Zone ist die seismisch aktivste Zone in Sachsen. Hier treten in Tiefen von > 5 Kilometern zahlreiche Erdbebenschwärme auf. Im Gelände ist die Zone nicht durch geologische Kartierung abgrenzbar, da die aktiven Störungen nicht bis an die Erdoberfläche reichen. Vulkanische Aktivität äußert sich vor allem in Gasaustritten und Thermalquellen. Auch die Erdbeben werden als Ausdruck der selben interpretiert.

Die Gera-Jáchymov-Zone  ist eine Nordwetst-streichende Zone, die aus zahlreichen Einzelstörungen besteht, von denen viele Vererzungen aufweisen. Im Westen wird sie von der Rehübel-Störung begrenzt, im Osten vom Roten Kamm und dem Aue-Abbruch.

Die Elbe-Zone ist eine sehr heterogen aufgebaute Nordwest- streichende Störungszone, in welcher sowohl duktile als auch spröde Deformation nachweisbar ist. Sie ist seit der variszischen Gebirgsbildung aktiv. Bis heute sind innerhalb der Elbezone vereinzelte, leichte Erdbeben nachweisbar. Sie wird von der Lausitzer Überschiebung, der Westlausitzer Störung, der Südwest-Randstörung des Meißener Massivs sowie der Mittelsächsischen Störung begrenzt. 

Der Eger-Graben ist eine Nordost-streichende Struktur, die zum Europäischen Känozoischen Riftsystem gehört. Im Norden wird er vom Erzgebirgsabbruch begrenzt, im Süden von der Litoměřice-Störung. Der Eger-Graben war vor allem vom Eozän bis zum späten Miozän, vor ca. 40 bis 9 Millionen Jahren tektonisch und vulkanisch aktiv. Auch heute sind noch Erdbeben sowie vulkanische Aktivitäten im Westen der Struktur nachweisbar. Obwohl die Struktur in der Tschechischen Republik liegt, hat die Tektonik im Eger-Graben großen Einfluss auf geologische Prozesse in Sachsen. So bilden die Oberlausitzer Tertiär-Becken seine Fortsetzung im Osten Deutschlands. Diese werden von der Neugersdorfer Störung, der Nordrandstörung des Berzdorfer Beckens, der Südost-Randstörung des Zittau-Turów-Hrádek-Beckens sowie dem Zittau-Abbruch begrenzt.

Regionale geologische Einheiten des Grundgebirges

Karte mit den regionalen geologischen Einheiten des Grundgebirges in Sachsen.
Übersicht der regionalen geologischen Einheiten des Grundgebirgsstockwerks.   © LfULG

Die Gesteinseinheiten des Grundgebirges wurden durch gebirgsbildende Prozesse geprägt. Deshalb bestehen sie häufig aus metamorphen Gesteinen und werden meist durch Störungen oder Scherzonen voneinander getrennt. Das Grundgebirge Sachsens entstand bei zwei Gebirgsbildungen, der cadomischen im Neoproterozoikum-Kambrium sowie der variszischen im Karbon.

Die Gesteine des cadomischen Grundgebirges sind vor allem im Nordsächsischen, Lausitzer und Weesensteiner Block erhalten.

Im Lausitzer Block sind die ältesten Gesteine Sachsens nachgewiesen. Er umfasst die Lausitzer Grauwacke mit neoproterozoischem Alter, die nicht bis schwach metamorph ist, sowie den Lausitzer Granodiorit-Komplex. Der gesamte südliche Teil der Lausitz wird von den Tiefengesteinen des Lausitzer Granodiorit-Komplexes gebildet, der ein frühkambrisches Alter aufweist. Der Lausitzer Block wird von der Lausitzer Überschiebung, der Westlausitzer Störung, der Torgau-Finsterwalde-Überschiebung, sowie der Innerlausitzer Störung begrenzt.

Der Weesensteiner Block bildet den östlichsten Bereich des Elbtalschiefergebirges. Er besteht aus neoproterozoischen Sedimenten und frühkambrischem Granodiorit, welche der cadomischen Entwicklung in Sachsen zugeordnet werden können. Die Gesteine liegen in Nordwest-streichenden Scherlinsen vor und grenzen an Gesteine des variszischen Grundgebirges. Im Südwesten wird der Weesensteiner Block von der Westlausitzer Störung begrenzt. Im Osten liegt die Grenze unter der Bedeckung von Kreidesedimenten verborgen.

Der Nordsächsische Block wird von der Torgau-Doberlug-Delitzsch-Einheit durch die Torgau-Finsterwalde-Störung getrennt. Dieser Bereich Nordwestsachsens besteht aus neoproterozoischen Sedimenten in welche Intrusivgesteine eingeschaltet sind. Die neoproterozoischen Einheiten sind schwach geschiefert. Lokal haben sich im Kontaktbereich zwischen der Intrusion und der Grauwacke Hornfels und Knotengrauwacke gebildet. Im Süden wird die regionale Einheit durch die Nordsächsische Überschiebung und im Osten durch die Meißener-Massiv-Südwest-Rand-Störung begrenzt.

Alle anderen regionalen Einheiten Sachsens umfassen Gesteine des variszischen Grundgebirges, die sich im Paläozoikum bildeten. Lokal sind auch Gesteine cadomischen Ursprungs nachweisbar, welche jedoch im Karbon während der variszischen Gebirgsbildung in metamorphe Gesteine umgewandelt wurden.

Die Delitzsch-Torgau-Doberlug-Zone  wird vom Nordsächsischen Block durch die Torgau-Finsterwalde-Störung getrennt. Hier treten kambrische Sedimente auf, welche aus Ton-, Silt- und Sandstein-Wechselfolgen mit Kalkstein und Dolomit oder aus Kalkstein mit siliziklastischen Einschaltungen aufgebaut sind. Die Sedimente sind diagenetisch verfestigt oder niedriggradig metamorph überprägt. In diese Sedimente sind Vulkanitgänge aus dem Permokarbon und der Oberkreide eingeschaltet.

Die Mittelsächsische Zone wird vom Nordsächsischen Block durch die Nordsächsische Überschiebungszone getrennt. Sie wird aus altpaläozoischen Sedimenten aufgebaut, überwiegend aus Grauwacke, Tonschiefer und Sandstein des Ordoviziums und Silurs. Lokal wird auch Schiefer und Kalkstein des Devons angetroffen. Die Grenze zum Granulit-Massiv ist nicht scharf, sondern ein kontinuierlicher Übergang, da die Sedimente in der Umrandung des Granulits umso stärker geschert und metamorphisiert wurden, je näher sie am Granulit-Massiv liegen. Die Grenze zum Erzgebirge liegt unter mächtigen Ablagerungen des Übergangsstockwerks verborgen. 

Im Granulit-Massiv dominieren hochmetamorphe Gesteine, die Granulite. Diese werden von einem Schiefermantel aus niedriggradig metamorphen Gesteinen umgeben. Bohrungsdaten zeigen, dass unterhalb des Schiefermantels ebenfalls Granulite anzutreffen sind. Der Schiefermantel des Granulit-Massivs geht kontinuierlich in die Gesteine der umgebenden Zonen über. Vom Nossen-Willsdruffer Schiefergebirge wird das Granulit-Massiv durch die tiefreichende Nord-streichende Nauslitz-Störung getrennt.

Das Frankenberger Zwischengebirge und der Wildenfelser Kristallin-Komplex umfassen Gesteinskomplexe, in denen amphibolitfazielle und Hochdruck-metamorphe Gesteine, insbesondere Gneis, auf niedriggradig metamorphen Schiefer platziert sind, also inverse Metamorphoseprofile vorliegen. Deshalb wurden diese Einheiten schon sehr frühzeitig als tektonische Decken interpretiert (Suess 1912, Kossmat 1927). Die Grenze dieser Einheiten wird durch Überschiebungen gebildet, die sich an ihrer Basis befinden.

Die Transerzgebirgszone bildet den Grundgebirgsbereich zwischen Fichtelgebirge-Erzgebirge-Komplex und Granulit-Massiv. Sie besteht aus niedriggradig metamorphen Gesteinen, insbesondere aus Phyllit und Tonschiefer. Sie wird im Süden von der Riechberg-Störung und im Norden vom Schiefermantel des Granulit-Massivs begrenzt. Sie ist das Liegende des Frankenberger Zwischengebirges und des Wildenfelser Kristallin-Komplexes.

Der Fichtelgebirge-Erzgebirge-Komplex ist die komplexeste und komplizierteste geologische Einheit in Sachsen. Er besteht aus einem Deckenstapel mit verschiedenen metamorphen Gesteinen wie Gneis, Glimmerschiefer, Amphibolit, Eklogit, Serpentinit und Phyllit. Strukturell umfasst er mehrere Domstrukturen, deren Zentren von Gneis aufgebaut werden und an deren Rändern sich in schmalen Bändern verschiedene metamorphe Gesteine schalenartig anschließen. Der Komplex wird im Westen von der Fränkischen Linie, im Süden vom Egergraben, im Osten von der Mittelsächsischen Störung und im Norden von der Riechberg-Störung begrenzt.

Die Vogtländische Schuppenzone besteht aus niedriggradig metamorphem Tonschiefer bis Phyllit sowie aus Sandstein und Quarzit, untergeordnet treten Alaunschiefer, Karbonate und basische Vulkanite auf. Das Schiefergebirge zeichnet sich durch einen weitspannigen Faltenbau aus, außerdem sind die Gesteinseinheiten sehr stark gestört, sodass häufige abrupte Gesteinswechsel typisch sind. Im Nordwesten wird die Schuppenzone durch die Vogtland-Störung begrenzt, im Südosten durch die Thossfeller Störung.

Der Bergaer Sattel gehört zum Thüringisch-Fränkischen Schiefergebirge und umfasst eine Nord-Nordost-streichende Antiklinalstruktur von ca. 20 Kilometern Breite. Hier treten überwiegend Gesteine des Ordoviziums bis Devons auf, welche stark geschiefert sind. Der Bergaer Sattel wird durch die Vogtland-Störung von der Vogtländischen Schuppenzone getrennt.

Das Nossen-Wilsdruffer Schiefergebirge und das Elbtalschiefergebirge bestehen aus niedriggradig metamorphen paläozoischen Sedimentgesteinen, Vulkaniten und Plutoniten, welche in Scherlinsen auftreten, sodass häufige abrupte Gesteinswechsel typisch sind. Ursprünglich gehörten die Gesteine beider Schiefergebirge einem gemeinsamen paläozoischen Sedimentationsraum an. Strukturell können sie ebenfalls korreliert werden, da sie unter den Sedimenten des Döhlen-Beckens miteinander verbunden sind. Die Schiefergebirgseinheiten werden durch die Mittelsächsische Störung, die Nauslitz-Störung,  die Meißener-Massiv-Südwest-Rand-Störung und die Westlausitzer Störung begrenzt.

Das Meißener Massiv besteht aus verschiedenen spät- und post-variszischen Intrusivgesteinen karbonischen Alters wie Syenit, Monzodiorit und Granit. Es weist eine asymmetrische Form auf, die zeigt, dass es in eine aktive Transformstörungszone intrudiert ist. Es wird von der Meißener-Massiv-Südwest-Rand-Störung sowie der Westlausitzer Störung begrenzt.

Der Großenhainer Gneis-Komplex liegt als Linse auf dem Meißener Massiv. Er besteht aus Biotit-Gneis. Diese stellen gescherte Dachbereiche des Meißener Massivs dar, welche sich bei der Platznahme und Exhumierung des Meißener Massivs bildeten. Damit hat der Großenhainer Gneis-Komplex eine völlig andere Entstehungsgeschichte als die regionalmetamorphen Gneise des Erzgebirges.

Das Görlitzer Schiefergebirge besteht aus stark deformierten sedimentären Einheiten des Paläozoikums mit eingeschalteten Vulkaniten. Dabei sind die altpaläozoischen Gesteine in einer Matrix aus karbonischen Sedimenten eingeschuppt. Diese Gesteine wurden grünschieferfaziell metamorph überprägt. Das Görlitzer Schiefergebirge wird von der Innerlausitzer Störung und dem Lausitzer Hauptabbruch begrenzt.

Die Sudeten bilden eine tektonisch komplexe geologische Einheit, die nach West-Polen hineinreicht und verschiedene metamorphe Gesteine enthält. Sie ist in Sachsen weder aufgeschlossen noch erbohrt und tritt nur in Polen und Tschechien zu Tage. Da Nordost-Sachsen im Streichen dieser Zone liegt, kann man annehmen, dass sich die Sudeten in Sachsens nordöstlichstem Zipfel fortsetzen. Begrenzt wird diese regionale Einheit vom Lausitzer Hauptabbruch.

Regionale geologische Einheiten des Übergangsstockwerks

Karte mit den regionalen geologischen Einheiten des Übergangsstockwerks in Sachsen.
Die regionalen geologische Einheiten des Übergangsstockwerks.   © LfULG

Die vulkanischen und sedimentären Gesteine des Übergangsstockwerks bildeten sich im oberen Karbon und im Rotliegend direkt im Anschluss an die variszische Gebirgsbildung und sind in störungsgebundenen Absenkungsgebieten, Calderen und tektonischen Becken, erhalten.

Das Nördliche Saale-Becken lag im Übergangsbereich des variszischen Gebirges zu seinem Vorland und hatte den Charakter einer weiten flachen Senke. Es reicht vom Südrand des Harzes über den Kyffhäuser bis nach Westsachsen und überdeckt damit Teile der Rhenoherzynischen und der Saxothuringischen Zone sowie der Mitteldeutschen Kristallinzone. Im Becken wurden sedimentäre, vulkanische und vulkanoklastische Gesteine vom Oberkarbon bis zum Oberrotliegend abgelagert.

Das Torgau-Doberlug-Becken schließt östlich an das Nördliche Saale-Becken an und brach im Bereich der Elbe-Zone ein. Es beinhaltet Sedimente und Vulkanite des Oberkarbons und Unterrotliegends.

Das Nordsächsische Becken umfasst mindestens zwei große Calderen, die sich im Rotliegend bildeten. Die Beckenfüllung besteht überwiegend aus großvolumigen vulkanoklastischen Gesteinen, die bei explosiven Eruptionen entstanden. Das Nordsächsische Becken nimmt ca. 10% der Fläche des Freistaates Sachsen ein. Das Becken folgt dem Verlauf der Mittelsächsischen Zone und des Nordsächsischen Blocks.

Das Chemnitz-Becken überlagert eine der bedeutendsten Deformationszonen im Grundgebirge, wo die Gesteine des Granulit-Massivs und des Erzgebirges aneinander grenzen. Im Chemnitz-Becken finden sich sowohl mächtige sedimentäre Sequenzen aus den Abtragungsprodukten des variszischen Gebirges als auch bedeutende vulkanische Ablagerungen wie der Planitz-Ignimbrit sowie der Zeisigwald-Tuff. Das Chemnitz-Becken besteht aus mehreren Teilbecken: dem Vorerzgebirgsbecken, dem Hainichen-Becken, dem Flöha-Becken und dem Zwickau-Oelsnitz-Becken.

Das Olbernhau-Brandov-Becken bildete sich als Grabenbruch an der Flöha-Zone im Oberkarbon und Rotliegend. Es wurde mit klastischen Sedimenten verfüllt, wobei Konglomerate besonders charakteristisch sind.

Die Teplice-Caldera bildete sich im Oberkarbon. Neben vulkanischen und vulkanoklastischen Gesteinen wurden in der Caldera auch sedimentäre Gesteine abgelagert, die den Vulkaniten zwischengeschaltet sind. Außerdem treten Granit und Ganggesteine auf.

Ebenfalls im Oberkarbon entstand die Tharandt-Caldera bei einer großen vulkanischen Eruption, deren Auswurfprodukte in der Caldera erhalten sind. Sie befindet sich im Grenzbereich von Erzgebirge und Nossen-Wilsdruffer Schiefergebirge.

Der Meißen-Priestewitzer Vulkanit-Komplex befindet sich in der Elbe-Zone und besteht aus zwei isolierten Teilgebieten. Er entstand im Oberkarbon und lagert auf dem Meißener-Massiv.

Das Döhlen-Becken überlagert den Grenzbereich von Erzgebirge und Lausitz mit dem dazwischengeschalteten Elbtalschiefergebirge. Es bildete sich im Oberkarbon und Rotliegend entlang von Abschiebungen und akkumulierte klastische Sedimente und vulkanoklastische Gesteine.

Das nordöstlich anschließende Briesnitz-Becken ist durch eine Schwelle im Grundgebirge vom Döhlen-Becken getrennt. Es stellt eine mit Pyroklastiten und Sedimenten verfüllte Halbgraben-Struktur dar.

Das Weißig-Becken ist eine kleine Grabenstruktur, welche sich in der Fortsetzung der Lausitzer Überschiebung bildete. Sie wurde mit vulkanischen und vulkanoklastischen Gesteinen sowie klastischen Sedimenten verfüllt.

Das Niederlausitz-Becken ist im Grenzbereich von Görlitzer Schiefergebirge und Sudeten aufgeschlossen und setzt sich unter jüngerer Bedeckung weiter nach Norden fort. Es enthält klastische Sedimente aus dem Rotliegend.

Regionale geologische Einheiten des Deckgebirges

Karte mit den regionalen geologischen Einheiten des GDeckgebirges in Sachsen.
Regionale geologische Einheiten des Deckgebirges.  © LfULG

Die regionalen Einheiten des Deckgebirges umfassen Sedimentgesteine, die sich ab dem Zechstein vor 260 Ma bildeten.

Das Mühlberg-Becken ist eine Grabenstruktur innerhalb der Elbe-Zone, das neben der Mügelner Senke und dem Niederlausitz-Becken die ältesten Zechsteinsedimente in Sachsen aufweist. Hier bildete sich mit einer 1000 Meter umfassenden Sedimentabfolge eines der mächtigsten Zechsteinvorkommen in Sachsen. Darüber lagern Sedimente aus dem unteren Buntsandstein.

Das Düben-Becken umfasst Gesteine des Zechsteins, Buntsandsteins und Muschelkalks. Sedimente des Muschelkalks wurden nur hier und im Nordosten der Lausitz erbohrt.

Das Niederlausitz-Becken war eine Meeresbucht, in welcher Sedimente des Zechsteins, Buntsandsteins, Muschelkalks und Keupers und der Oberkreide ablagert wurden. Ablagerungen des Jura und der Unterkreide fehlen im sächsischen Anteil des Beckens. Die sedimentäre Fazies wechselte bei schwankendem Meeresspiegel in den küstennahen Bereichen der Senke zwischen marin, lagunär (Strandlagune) und fluviatil (in einem Flusssystem) abgelagert.

Die Mügelner Senke bildete ein küstennahes Randbecken. In die abgelagerten Sand-, Silt- und Tonsteine des Zechsteins sind Gips- und Anhydritlagen eingeschaltet, die durch Eindampfung salziger Wässer entstanden. Der charakteristische Plattendolomit der Leine-Formation besteht aus einer marin abgelagerten bis zu 25 Meter mächtigen Bank von dichtem Dolomit. Die Zechsteinsedimente werden von Buntsandstein überlagert, der eine geringere Verbreitung aufweist.

Die Zeitz-Schmöllner Senke umfasst Sedimentgesteine aus dem Oberrotliegend (Mülsen-Formation), Zechstein und Buntsandstein. Die Zechsteinsedimente wurden küstennah abgelagert und umfassen sowohl kontinentale Sandsteine, Deltabildungen, marine sandige Tonsteine sowie den charakteristischen Plattendolomit (als Teil der Leine-Formation). Darüber liegen vereinzelte Vorkommen des Buntsandsteins.

In der Bornaer Senke wurden ähnliche Sedimente wie in der Zeitz-Schmöllner Senke abgelagert.

Das Zentrum des Sächsisch-Böhmischen Kreidebeckens, welches teilweise von Störungen begrenzt ist, befindet sich in der Elbe-Zone. Die Sedimentation innerhalb des Beckens begann im Cenomanium zunächst mit fluviatilen Ablagerungen. Während verschiedener darauf folgender Meerestransgressionen im Cenomanium und Turonium breitete sich das Kreidemeer sukzessiv auf sein Vorland aus. Es entstanden bis zu mehrere 100 Meter mächtige marine Sedimentpakete. Charakteristisch für die sächsische Kreide sind Sandstein und untergeordnet Silt- und Mergelstein. Besonders bekannte Zeugnisse sind die markanten Sandsteinfelsen der Sächsischen Schweiz.

Das Sächsische Tertiärgebiet umfasst ganz Nordsachsen. Mächtige tertiäre Sedimente überlagern besonders in Nordwest- und Nordost-Sachsen alle älteren Gesteine. Erosionsreste in Mittelsachsen zeugen von einer ehemals geschlossenen Tertiärverbreitung. Die tertiäre Sedimentation fand am Südrand der “Paläo-Nordsee” statt, die sich ab dem Eozän bis nach Sachsen ausbreitete. In ihrem Randbereich wechselten marine und terrestrische Sedimentation. Durch Vermoorung der Küstengebiete entstanden ausgedehnte Braunkohleflöze. In der Lausitz ist das Tertiär bis ins Pliozän belegt.

Regionale geologische Einheiten an der Erdoberfläche

regionale Einheiten, die an der Erdoberfläche anstehen
Regionale Einheiten, die an der Erdoberfläche angetroffen werden.Sie bilden ein Mosaik aus regionalen Einheiten aller Stockwerke.  © LfULG

Je nachdem, wie an einem bestimmten Ort Grundgebirge und Übergangsstockwerk von jüngeren Gesteinen überlagert werden, steht an der Erdoberfläche ein Mosaik regionaler geologischer Einheiten aller Stockwerke an. Einige regionale Einheiten werden vollständig durch darüber liegende Gesteine verdeckt.

Download der GIS-Daten der regionalen Einheiten

Die GIS-Daten der regionalen Einheiten können als heruntergeladen werden.

Quellenangaben

Gehmlich, M., Linnemann, U., Tichomirowa, M., Lützner, H. (1996): Geochronologie magmatogener Zeitmarken im Proteroziokum und Kambroordovizium des Saxothuringikums. Unveröffentlichter Abschlußbericht zum DFG-Forschungsthema Lu 544/4, 1-30.

Kossmat, F. (1927): Gliederung des varistischen Gebirgsbaus. Abh. Sächs. Geol. Landesamt 1, 1-39.

Kroner, U., Romer, R.L. (2013): Two plates, many subduction zones; the Variscan Orogeny reconsidered. Gondwana Research 24/1, 298-329.

Suess, F.E. (1912): Das Anlitz der Erde. Tempsky &Freytag, Prag-Wien-Leipzig, 3Bände.

Tichomirowa, M. (2002): Die Gneise des Erzgebirges – hochmetamorphe Äquivalente von neoproterozoisch-frühpaläozoischen Grauwacken und Granitoiden der Cadomiden. Habilitationsschrift, http://webdoc.sub.gwdg.de/ebook/diss/2003/tu-freiberg/archiv/html/GeowissenschaftenTichomirowaMarion899125.pdf

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