Die Kreide
Das Elbtal war eine Meeresstraße
In der Kreide lag Sachsen im Randbereich des Zentraleuropäischen Beckens. In der Unterkreide war der Freistaat Festland und Erosionsgebiet. Sedimente sind ausschließlich aus der Oberkreide erhalten. In dieser Zeit bildete die Elbe-Zone eine Meeresstraße zwischen dem Zentraleuropäischen Becken und dem Sächsisch-Böhmischen Kreide-Becken, welches sich über die nördliche Hälfte der Tschechischen Republik erstreckte und auch das Zittauer Gebirge erreichte.
Die Sedimentation begann im Cenomanium zunächst mit fluviatilen Ablagerungen von Sandstein und Tonstein, die im Osterzgebirge und im Weißig-Becken erhalten geblieben sind. Während verschiedener darauffolgender Meerestransgressionen im Cenomanium und Turonium breitete sich das Kreidemeer sukzessiv auf sein Vorland aus. Es entstanden marine Sedimentpakete aus Sandstein, Tonstein, karbonatischem Siltstein, Mergelstein und Konglomerat, welche Mächtigkeiten von 300 Meter erreichen und vor allem im Elbtal und im Zittauer Gebirge erhalten geblieben sind.
Der Sedimentationsraum wurde im Westen von der Mitteleuropäischen Insel und im Nordosten von der Westsudetischen Insel begrenzt. Nordöstlich der Westsudetischen Insel befand sich ein weiterer mariner Sedimentationsraum als Teil des Zentraleuropäischen Beckens: das Niederlausitz-Becken (Nordsudetisches Becken). Hier treten karbonatische Sedimente wie Tonmergelstein, Kalkmergelstein und Kalkschluffstein neben Tonstein und Schluffstein auf. Diese Gesteine werden von jüngeren Sedimenten verdeckt und sind nur aus Bohrungen bekannt.
Einen Übersichtstext über die Kreide in Sachsen haben Wilmsen und Niebuhr (2014) veröffentlicht.
Die Elbtalkreide
Die sedimentäre Abfolge beginnt mit hellem Kies aus schlecht gerundeten Quarzgeröllen, den man z.B. im Tharandter Wald finden kann. Er wird als Grundschotter bezeichnet und als Ablagerung eines verflochtenen Flusssystems interpretiert. Darüber folgen Sedimente, in welchen Sandstein und Tonstein abwechseln. Anhand der Schichtung ist gut zu erkennen, dass die Sedimente häufig durch Erosionsdiskordanzen abgeschnitten werden, z. B. durch Rinnen, in welchen wiederum Sedimente abgelagert wurden. Solche Gesteine stellen typische Flussablagerungen der kontinental-fluviatilen Fazies dar. Da sie besonders gut in Niederschöna aufgeschlossen sind, werden sie als Niederschöna-Formation und der Fluss als Niederschönaer Fluss bezeichnet. Die Ablagerungen des Niederschönaer Flusses können nach Osten bis Hinterhermsdorf verfolgt werden.
Das Meer erreichte Sachsen vom Zentraleuropäischen Becken aus im Untercenomanium. Im Meißener Massiv bildete sich eine Felsenküste mit einem starken Relief. Von dieser sind Gesteine in Klippenfazies erhalten, z.B. am Hohen Stein bei Dresden Plauen. Außerdem wurden Konglomerat und Grobs in der grobsandig-konglomeratischen Fazies abgelagert. Diese Sedimente sind aus temporären Aufschlüssen und Bohrungen bekannt und werden als Meißen-Formation bezeichnet. Nach Ablagerung der Meißen-Formation zog sich das Meer wieder zurück.
Bei einer weiteren Transgression im Verlauf des Cenomaniums weitete sich das Meer wieder aus. Je nach Ablagerungsort unterschied sich die Fazies der marinen Sedimente. So gibt es unterschiedliche Sedimente, die typisch für Küste, Flachmeer oder tieferes Wasser sind.
Aufgrund des Reliefs der Landschaft griff das Meer jedoch sukzessiv auf das Grundgebirge über. Hochlagen wurden später überflutet als Täler und Tiefländer. Deshalb können Sedimente der gleichen Fazies ein unterschiedliches Alter haben und Sedimente benachbarter Faziesbereiche übereinander abgelagert werden. Der Übergang zwischen den Faziesbereichen ist kontinuierlich und verzahnt.
Generell ist eine Zunahme der Korngröße nach Südost zu verzeichnen, wobei lokale Unterschiede in Abhängigkeit vom Küstenverlauf vorgefunden werden. Nordwestlich von Pirna, im Einflussbereich des Zentraleuropäischen Beckens, wurden Sedimente der kalkhaltig-feinklastischen Fazies abgelagert, z. B. Mergelstein oder kalkiger Siltstein. Diese Gesteine werden in die Dölzschen-, Brießnitz-, Räcknitz und Strehlen-Formation untergliedert.Eine Besonderheit in manchen Gesteinen ist das Auftreten des Glaukonits, eines grünen Schichtsilikats, welches sich nur im Meer bildet. Sedimente, die Glaukonit enthalten, werden der glaukonititschen Fazies zugeordnet. Sie treten vor allem in der Mobschatz-Formation auf.
In der Nähe der Inseln, welche Abtragungsgebiete waren, wurden gröbere Sedimente abgelagert. Es entstand eine Abfolge aus gebankten Sandsteinen, die bei ihrer Verfestigung ein orthogonales Netz an Klüften ausgebildet haben, entlang derer sie quaderförmig verwittern. Sie werden deshalb als Quadersandstein bezeichnet. Sie sind in der Oberhäslich-, Schmilka-, Postelwitz- und Schrammstein-Formation zu finden.
Im Gegensatz dazu bestehen Sedimente der Plänerfazies aus karbonatischem Siltstein. Sie treten vor allem in der Döltzschen-, Brießnitz- und Räcknitz-Formation auf.
Die Sandsteine treten heute als Felsen in Erscheinung, sodass man den Übergang von der kalkhaltig-feinklastischen in die sandige Fazies südlich von Dresden sehr schön am Wechsel der Landschaftsform erkennen kann.
Das Zittauer Gebirge
Die Sedimente des Zittauer Gebirges bildeten sich am Rand des Sächsisch-Böhmischen Kreide-Beckens. Sie können mit den Ablagerungen der Elbtalkreide korreliert werden. Im Profil des Zittauer Gebirges fehlen jedoch fluviatile Bildungen wie der Niederschönaer Fluss. Die Sedimente bestehen überwiegend aus marinem Sandstein. Darin sind grobsandige und konglomeratische Lagen eingeschaltet, die unmittelbar von der Westsudetischen Insel geschüttet wurden und als Küstenfazies interpretiert werden. Außerdem wurden zwei karbonatreiche Sandsteinschichten abgelagert, die aus dünnbankigen, plattigen Sedimenten bestehen. Die jüngsten erhaltenen Sedimente im Zittauer Gebirge sind Mergelsteine.
Das Niederlausitz-Becken (Nordsudetische Kreide)
Die marinen Kreidesedimente der Niederlausitz (Nordsudetische Kreide) wurden in einer Muldenstruktur abgelagert, die bis nach Brandenburg reicht. Sie sind im Freistaat nicht an der Oberfläche aufgeschlossen und somit nur aus Bohrungen bekannt. Die Fazies der Gesteine ändert sich vom Rand zum Inneren der Mulde. Im Norden der Mulde lagern Tonmergelsteine, die nach Süden in Mergelsteine, kalkhaltige Schluffsteine und kalkhaltige Feinsandsteine übergehen. Im Süden der Mulde sinkt der Karbonatgehalt der Sedimente wieder. Hier bildete sich eine mächtige Abfolge von Tonstein, Schluffstein und Sandstein (Musstov 1968).
Gesteine der Kreide erleben
Quellenangaben
Musstov, R. (1968): Beitrag zur Stratigraphie und Paläogeographie der Oberkreide und des Albs in Ostbrandenburg und der östlichen Niederlausitz. Geol. Beih. 6, 1-71.
Tröger, K.-A. (2008): Kreide. In: Pälchen, W., Walter, H. (Hrsg.). Geologie von Sachsen - Geologischer Bau und Entwicklungsgeschichte. Schweitzerbart Stuttgart, 311-358.
Wilmsen, M., Niebuhr, B. (2014): Die Kreide in Sachsen. Geologica Saxonica 60/1, 3-12.